Editorial

Liebe Leser*innen,

der Vorhang ist gefallen, der Saal leer und es herrscht Stille. Diese Stille durchzieht seit mittlerweile über einem Jahr die Theater, Konzerthallen und Clubs auf der ganzen Welt. Die Corona-Pandemie trifft nicht nur jeden einzelnen Menschen, sondern auch die Kultur mitten ins Herz. Nach einer Studie vom Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft hatte diese 2020 mit einem Umsatzrückgang von -13 Prozent zu kämpfen; das entspricht etwa 22,4 Milliarden Euro. Und auch in diesem Jahr wird wieder mit hohen Verlusten gerechnet. Besonders betroffen sind die Bereiche darstellende Kunst, Musik sowie Kunst allgemein, hinter denen nicht nur eine Industrie, sondern vor allem die Künstler*innen stehen.

Turn all the lights out – Was bleibt übrig von der Kultur nach Corona? Diese Frage beschäftigt uns als Kultur- und Geisteswissenschaftler*innen natürlich besonders, denn die Kulturhäuser sollen wieder erstrahlen. Gerade jetzt, wo die Fallzahlen sinken und sich ein Inzidenzwert unter 100 stabilisiert, möchten wir thematisieren, wie die Kultur aus dieser Krise hervorgehen kann. So manche Einrichtung stand bereits dem bitteren Ruin gegenüber, für andere dagegen bietet sich ein Neustart. Wie beispielsweise eine Gaming-Bar und ein Techno-Kollektiv mit der Situation umgehen, erfahren Sie im Beitrag ‚Wir sind kulturrelevant‘. Ein Blick auf die Spanische Grippe und ihren Einfluss auf die damlige Kultur hilft uns, aus Fehlern und Erfolgen vergangener Pandemien zu lernen. Ein Blick in die Zukunft, wie im Beitrag ‚Wie Kunst plötzlich kreativ wird‘, zeigt neue Perspektiven auf, mit denen wir uns diesen wichtigen Teil unseres Lebens zurückholen können.

Wir leben uns – gerade in jungen Jahren – alternativ mit Konsumgütern in den eigenen vier Wänden aus, doch trotz der positiven Auswirkungen von Videospielen, sehnt man sich bald nach Abwechslung. Auch die Protagonistin L. aus unserem Drama ‚Die Degeneration einer Couch-Potato‘ wird der Beschäftigungstherapie zuhause langsam überdrüssig. Auch das wirkt sich nachhaltig auf eine ganze Generation aus, die ihre Jugend ohne Kultur erlebt. Wie der Beitrag zur nächsten Spielzeit im Theater aufzeigt, nimmt die Pandemie auch Einfluss auf die Themenwahl. Damit möglichst bald wieder Künstler*innen vor einem Publikum stehen und DJs in den Clubs auflegen können, müssen wir schon jetzt ins Handeln kommen. Unterstützung gibt es dabei auch von staatlicher Seite: Der Kulturfond des Bundes soll Veranstalter*innen bei der Planung von Events vor den finanziellen Folgen von Ausfällen oder Verschiebungen schützen.

Nahezu kein Bereich unseres heutigen Lebens blieb von den Auswirkungen der Pandemie verschont. Umso wichtiger ist es, sich ein Bild von der aktuellen Lage zu machen und dann den Blick gen Horizont zu richten. Denn bald wird es wieder Zeiten geben, in denen wir die Kultur genießen können – bunter, lauter und vielfältiger als zuvor.

Autorin: Annika Menzel

Die Seminargruppe „Modellredaktion“ der Uni Köln im Sommersemester 2021.

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